Die Entscheidung, ob man persönliche Texte lieber mit der Hand oder am Computer schreibt, ist sehr individuell. Für mich ist sie eine Frage der inneren Verfasstheit. In vielen Bereichen ist mein Laptop unersetzlich, aber bei Erinnerungen und Emotionen vertraue ich nur meiner Hand.
Mein Stift ist ein Teil von mir
Ob ich leise mit der Hand Buchstaben auf einem Blatt Papier anordne oder klackernd mit der Tastatur auf einem Bildschirm, fühlt sich ganz anders an.
Der Stift, den ich in der Hand halte, wird ein Teil von mir und ist direkt mit meinen Gefühlen verbunden. Völlig anders ist das mit der Tastatur. Sie bleibt immer außerhalb. Sie gehört nicht zu mir, sie gehört zu meinem Computer.
Wie soll ich mit dem Schreibwerkzeug eines anderen meine Gefühle ausdrücken?
Unterschiedliche Geschwindigkeiten
Wenn ich mit der Hand arbeite, schreibe ich langsamer als meine Gedanken fließen. Worte, die zu Papier gebracht werden, sind daher besser überlegt oder kommen – wie im Freewriting – direkt aus dem Unbewussten.

Tippe ich dagegen auf der Tastatur, ist mein Schreibfluss ein völlig anderer. Das mag zum Teil daran liegen, dass ich viele Tippfehler mache, deren Korrektur meinen Gedankenfluss durchbricht.
Vor allem liegt es aber wohl daran, dass ich schneller tippe als ich mit der Hand schreibe – und dann funktioniert das mit der Ordnung der Gedanken auch nicht so richtig.
Ästhetik von Tinte und Papier
Ich habe ein Faible für schöne Schreibutensilien. Der Besuch einer Papeterie ist wie Urlaub für mich. Für alle, denen es genauso geht: Die Wiener Wochenzeitung Falter hat die fünf schönsten Papeterien Wiens in einem Blogbeitrag gesammelt.
Ein schönes Notizbuch, eine feine Füllfeder, ein ausgeglichenes Schriftbild – all das empfinde ich als äußerst ästhetisch. Deshalb bin ich auch stolze Besitzerin von drei Füllfeldern und unzähligen Notizbüchern. Erfreulicherweise zeigt sich, dass meine Handschrift immer schöner und gleichmäßiger wird, je mehr ich schreibe.
Laut und leise
Meine Handschrift ist etwas sehr persönliches und abhängig von der Tagesverfassung. Wenn ich sehr früh meine Morgenseiten schreibe, ist meine Schrift krakeliger. Da fließt sie noch nicht so weich. Bin ich gut gelaunt und fröhlich, wirkt sie runder. Wenn ich nervös oder grantig bin, ist sie kantiger und schmäler. Und wenn mich mal der Zorn packt, kann sie schon mal richtig groß werden und von der Seite schreien.
Manchmal habe ich auch nur Lust, meine Gedanken in kleinen Blöcken über die Seite zu verteilen. Wichtiges kommt groß und laut, Unwichtigeres leise und klein. Mit der Hand kann ich frei experimentieren.
Immer und überall
Stift und Papier habe ich überall zur Hand. Dazu nütze ich eine kleine Lederhülle, in die ich immer wieder neue Notizheftchen einhängen kann. Sie ist so klein, dass sie selbst in einer durchschnittlich großen Jackentasche Platz findet.
Und sollte ich sie doch einmal vergessen: Für eine Miniatur oder ein kurzes Gedicht reicht schon die Rückseite eines Kassabons, vor allem seit die schon beim Kauf einer Flasche Milch so lang sind, dass sie Platz für eine vielstrophige Ballade bieten.
Liebe Susanne, ich schreibe viel lieber am Computer. Und mein Mann hat dieselbe Vorliebe wie du. Er beschreibt es exakt wie du es erlebst. Er kann dadurch einen tiefen Kontakt zu seinem Inneren herstellen. Bei mir ist das entweder ganz anders – oder ich habe diesen tiefen Zugang noch nicht finden können. So richtig ist es mir noch nicht klar. Aber ich werde es herausfinden.
Liebe Grüße aus Südfrankreich
Einfach ausprobieren, herumspielen und dann dem Gefühl vertrauen. Viel Spaß damit 🙂